PATHOS UND IDYLLE. Italien in Fotografie und Malerei. Sammlung Dietmar Siegert.

"Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunklen Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,
Kennst du es wohl?
Dahin! Dahin
Möcht ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn!"
-Goethe

Was macht man, wenn der Sommer in München eine Pause einlegt und man am allerliebsten gerade in Italien wäre? Italiensehnsucht, wie sie einst Goethe gepackt hat, aber Verreisen ist gerade leider nicht drin?
Mein Tipp: Ab in die Neue Pinakothek zur Ausstellung Pathos und Idylle. Italien in Fotografie und Malerei.

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Calvert Richard Jones (1804-1877), Das Kolosseum in Rom, 1846, Kalotypie, 18,9 x 22,7 cm © Bayerische Staatsgemäldesammlungen/Sammlung Dietmar Siegert

Fotografie und Malerei haben die Wahrnehmung Italiens seit dem 19. Jahrhundert nachhaltig geprägt. Bildende Künstler reisten dorthin, um in Studien und Gemälden die südliche Natur und das Volksleben darzustellen.
Und auch Fotografen zog es nach Italien. Schnell nach der Erfindung der Fotografie 1840, breitete sich das Fotografieren auch in Italien aus. Es bot perfekte Bedingungen für zauberhafte Fotos: helles, südliches Licht und unterschiedliche Motive.
Bei Pathos und Idylle reist man also, dank der tollen Aufnahmen, zurück in das Italien des 19. Jahrhunderts.

Es gibt einen Rundgang durch fünf Säle in der neuen Pinakothek, in der man noch bis zum 21. September, inmitten des Italienschwerpunkts der Malerei, die ausgewählten Fotografien bestaunen kann.

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August Riedel (1799-1883), Felice Berardi aus Albano, 1842, Öl auf Leinwand, 75,2 x 61,2 cm © Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, München

Zu sehen gibt es Rom, Neapel, manchmal auch Bilder aus Sizilien. Die bekannten Plätze auf den Fotos sind nicht mit Touristen überlaufen, sowie wir es heute kennen. Am beeindruckendsten jedoch sind die Natur- und Wolkenstudien. Es ist unglablich wie viele verschiedene Lichttöne und Schattierungen man auf diesen alten Fotografien entdecken kann. Bei einigen erkennt man sogar, dass Tonwertabstufungen vorgenommen worden sind.

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Robert MacPherson (1814-1872), Cascata delle Marmore bei Terni, um 1858, Albuminpapier, 42,2 x 31,3 cm © Bayerische Staatsgemäldesammlungen/Sammlung Dietmar Siegert

Wer den Charme und die Nostalgie alter Fotografien liebt, ist in dieser Ausstellung sehr gut aufgehoben.
Faszinierend sind außerdem die Aufnahmen von Menschen zu dieser Zeit. Die Kleider, die Werkzeuge, der Gesichtsausdruck - alles ist haargenau zu betrachten und so scharf auf den Bildern zu sehen, dass man sich das Leben in Italien zu dieser Zeit sehr gut vorstellen kann.

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Filippo Belli (1836-1927), Genreszene in den Albaner Bergen, um 1875, Albuminpapier, 25,3 x 18,5 cm © Bayerische Staatsgemäldesammlungen/Sammlung Dietmar Siegert

Die Neue Pinakothek besitzt eine herausragende Sammlung an Gemälden, die den Mythos Italien als romantisches Sehnsuchtsmotiv inszenieren. Seit dem vergangenen Jahr verfügt die Neue Pinakothek nun auch über eine bedeutende Sammlung an frühen Fotografien aus Italien: dier und 9700 Aufnahmen aus der Zeit von 1846 bis 1900. Die Ausstellung Pathos und Idylle bietet nun einen Einblick in den Reichtum dieser jüngst erworbenen Sammlung und zeigt eine Auswahl von rund 100 Aufnahmen der namhaftesten Fotografen, wie z.B. Giorgio Sommer, James Anderson, James MacPherson, Luigi Sacchi und viele Andere.

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Gustavo Eugenio Chauffourier (1845-1919), Civita Lavinia (Lanuvio), um 1870, Albuminpapier, 19,8 x 25,7 cm © Bayerische Staatsgemäldesammlungen/Sammlung Dietmar Siegert

Die Ausstellung mag vielleicht keinen Italien-Urlaub ersetzen, sie bietet aber die Möglichkeit das Italien aus alten Tagen kennenzulernen, so wie es schon vor so langer Zeit Künstler und Reisende faszinierte. Nostalgie pur!

Neue Pinakothek
"Pathos und Idylle"
(noch bis 21.9.)

Öffnungszeiten
Täglich außer DI 10.00 - 18.00
MI 10.00 - 20.00
Barer Str. 29, 80799 München

Und wem das immer noch nicht genug Italien-Flair ist, der spaziert in's Uni-Viertel zum Café Dinatale (Veterinärstr. 4 oder Amalienstr. 71) und holt sich dort den besten Espresso Münchens! Versprochen!