"El compas flamenco es una forma de andar, una forma de hablar, una forma de besar, una forma de abrazar." (Manuel Molina, Flamencogitarrist)

Für alle, die kein Spanisch sprechen: Der Takt des Flamencos ist eine Art zu Gehen, eine Art zu Sprechen, eine Art zu Küssen, eine Art zu Umarmen.
Denken wir an Flamenco, so tun sich vor unseren Augen meist Bilder aus lauen Sommernächten irgendwo im schönen Andalusien auf. Die Träumerei hat ein Ende, denn Flamenco kann man auch hautnah in München erleben. Darf ich vorstellen: anjanita.

anjanita Flamenco
anjanita ©Nicolai Leicher

Seitdem ich mich unsterblich in den Flamenco verliebt habe, möchte ich ihn nicht mehr missen. Er ist ein Teil von mir geworden und es vergeht kein Tag an dem ich nicht Flamenco lebe!

anjanita bringt mit ihrer Gruppe (anjanita y su banda) den Flamenco zu uns, nach München. Und damit auch ein bisschen andalusische Wärme und Temperament in unsere Stadt.
Ihre erste Begegnung mit dem Flamenco machte anjanita vor einigen Jahren beim Tanzen. Über den Tanz entdeckte sie schon bald den Flamenco-Gesang (cante) für sich. Begeistert von der spanischen Gesangskunst, beschließt sie Gesangsunterricht bei bekannten Flamenco-Künstlern (z.B.: Ezequel Benítez, Luis Carrasco und Eva Rubichi) zu nehmen. Seitdem nimmt sie immer wieder Unterricht im Bereich Gesang. Seit ungefähr fünf Jahren beschäftigt sie sich nun nicht nur praktisch sondern auch theoretisch mit dem Thema Flamenco.
Dabei entwickelt sie auch großes Gefallen an spanischer Lyrik, die im Zentrum der gesungenen Flamenco-Texte steht. Im Rahmen ihres Studiums der Romanistik hielt anjanita Präsentationen zu diesem Thema ab und veröffentlichte Aufsätze in Flamenco-Fachzeitschriften.

Bei einem Workshop lernt sie einen ihrer Gitarristen kennen und nach und nach hat sich ein Netzwerk von verschiedenen Kontakten und Personen aufgebaut, die sie bei Flamenco-Auftritten mit Instrumenten und Tanz begleiten.
Momentan stellt sie ihr erstes eigenes Projekt vor, welches sich dem spanischen Schriftsteller und Dichter Federico Garcìa Lorca widmet. Denn die Lyrik Lorcas beeinflusst den Flamenco noch heute. Die Lebensgeschichte des bekannten Dichters wird dem Publikum durch Konzerte vermittelt („Federico García Lorca und der Flamenco. Eine musikalische Reise“.) Mit Gitarre, Tanz und Perkussion führen anjanita y su banda durch den Abend. Eine Hommage an die Lyrik Lorcas und den Flamenco. Gleichzeitig werden dem Publikum vor und zwischen den einzelnen Stücken kurze Erklärungen und Informationen zu den Hintergründen gegeben.

anjanita Flamenco
anjanita auf der Bühne ©Michael Hofmarksrichter

Parallel zu diesem Projekt entstand übrigens anjanitas Bachelorarbeit am Institut für Romanistik der LMU: Die Rolle des Flamenco im Werk von Federico García Lorca.(2014), die vielleicht schon bald zweisprachig (Deutsch/Spanisch) als Buch erscheinen wird. Auch die Flamenco-Kultur in München möchte anjanita mehr ausbauen, um so ein größeres Publikum erreichen zu können und zu begeistern.

Die Texte, die anjanita für ihren Gesang verwendet, bleiben unverändert. Sie beruhen meistens auf einer langjährigen Tradition und viele von ihnen wurden nur mündlich überliefert. Die Musik hingegen kann unterschiedlich entwickelt werden, sie ist das veränderbare Element.
Wenn anjanita vom Flamenco erzählt, dann sieht man in ihren Augen dieses Strahlen und man kann einfach nicht anders, als sich von ihrer Leidenschaft anstecken zu lassen und aufmerksam ihren Worten zu folgen: „In den Gesängen des Flamenco geht es meistens um tragische und dramatische Inhalte, wie beispielsweise Liebe und Tod und die Befreiung von Liebeschmerz. Es gibt aber auch unterschiedliche Arten von Gesängen. Die Fandangos beinhalten beispielsweise oft Lebensweisheiten.“ Und schließlich verrät sie mir noch, welche Art von Gesängen sie bevorzugt: „Ich mag die Gesänge der ida y vuelta (Des Hin- und Rückwegs) sehr gerne. Es sind oft kleine Geschichten die darin erzählt werden. Diese Gesänge sind kubanisch beeinflusst, sind in Lateinamerika im Zuge der Kolonien entstanden und stehen ein bisschen im Kontrast zu anderen Flamenco-Gesängen, die sich meist aus reiner Lyrik zusammensetzen.“

anjanita Flamenco
anjanita und Martín ©Gabriela Hernández

Vor den Auftritten hat sie sich früher immer warmgesungen. Heute ist es ihr aber auch sehr wichtig, dass sie den Tag, an dem der Auftritt stattfinden wird, entspannt verbringt und sich mental darauf vorbereiten kann. Anfangs war da noch die Nervosität, aber nach vielen Auftritten ging sie dann langsam verloren und es entwickelte sich eine Art Routine. Meistens erzählt sie dem Publikum zur Einleitung und Einstimmung vom Flamenco und natürlich Andalusien, der Wiege dieser Kunst. Eines ihrer Vorbilder ist der Flamenco-Sänger Camarón de la Isla: „Er hat es gewagt, viel Neues im Flamenco auszuprobieren.“

Und Neues auszuprobieren ist meistens auch spannend. Wer also noch nicht in den Flamenco-Genuss gekommen ist, der hat die Möglichkeit sich persönlich bei den kommenden Auftritten von anjanita davon überzeugen zu lassen.

Die nächsten Termine sind:

Regelmäßig in der Weinhandlung Feldmann

29. April 2015: Flamenco trifft auf umbrische Weine von James Feinberg
Café Clara, 18.00-22.00 Uhr.

2.Mai 2015: Encuentro Flamenco & Klassik
Ars Musica, München, 20 Uhr

13. Juni 2015: Federico García Lorca und der Flamenco – Eine musikalische Reise. Kulturzentrum Mohr-Villa Freimann, 20 Uhr.

Für mehr Infos:

kultamour sagt DANKE für das schöne Interview!

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anjanita y su banda ©Nicolai Leicher